Integrationsinitiativen in Adlershof, Schulessen in Lichtenberg, Mädchentreff in Neukölln, Obdachlose am Hansaplatz - lokale Themen wie diese stehen in meinen aktuellen politikjournalistischen Praxiskursen an der FU im Vordergrund.
Im MedienLabor haben meine Studierenden Beiträge aus ihren jeweiligen Berliner und Brandenburger Heimatorten veröffentlicht, die sie in Gruppen oder als Einzelprojekt recherchiert und umgesetzt haben. Für einige von ihnen waren das die ersten journalistischen Schritte. Der Fokus aufs Lokale, auf lokalpolitisch relevante Themen, auf das eigene Umfeld, den eigenen Kiez, auch eigene Alltagserfahrungen hat sich für diese Einstiegskurse als sehr sinnvoll erwiesen. Diejenigen, die dort aufgewachsen sind, stellen nun journalistische Fragen und entdecken damit auch das Bekannte neu. Zugezogene lernen ihren neuen Lebensmittelpunkt besser kennen und entdecken durch die journalistische Perspektive Seiten an ihrem Stadtteil, die sie im studentischen Alltag vielleicht gar nicht wahrgenommen hätten. Sie führen Interviews mit lokalen Akteuren, mit Anwohnern, Lehrern, Verkäufern und Ladenbesitzern, mit Schülern, mit Mitgliedern einer Bürgerinitiative, oder mit Brandenburger Nachwuchslandwirten - um mal nur einige zu nennen. Oft sind das Menschen, von denen die Studierenden bisher noch gar nichts wussten oder die sie höchstens aus Stadtteilzeitungen oder Magazinen kannten, wie beispielsweise lokale Politiker und Politikerinnen. Mit frischem Blick entstehen Features, Reportagen, Interviews und Portraits.
Erkenntnisse aus der am Berliner Institut sonst stärker forschungsorientierten Lehre können hier praktisch umgesetzt werden. Wer in diesem Modul mal selbst journalistisch recherchiert hat, liest auch die nächste Kommunikatorstudie über journalistische Recherche- und Auswahlprozesse oder die nächste kritische Reflexion zu aktuellen Entwicklungen im Onlinejournalismus mit anderen Augen. Die eigene kreative Praxis hat damit auch einen Mehrwert für die Forschungsarbeit im Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft.
Für mich ist das eine Runde Sache und ich freue mich schon sehr auf das kommende Sommersemester und den studentisch-journalistischen Blick auf neue und altbekannte Orte und ihre Geschichten.